Nachtschweiß – Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten für Männer und Frauen

Du leidest unter Hitzewallungen oder wachst nachts schweißgebadet auf? Wir verraten dir heute, was dich ins Schwitzen bringt.
Veröffentlicht 12. Mai 2022 | Aktualisiert 7. November 2022
Frau liegt im Bett und verschränkt Arm über dem Gesicht Frau liegt im Bett und verschränkt Arm über dem Gesicht

Schwitzen hilft dem Körper abzukühlen. Es ist etwas ganz normales und gesundes - beispielsweise wenn du Sport treibst, einem Bus hinterher rennst oder dich an heißen Tagen draußen aufhältst. Schwitzen in der Nacht ist allerdings etwas anderes.

Nächtliches Schwitzen kann ein Signal für etwas sein, dem man Beachtung schenken sollte. Wir verraten dir, welches die häufigsten Ursachen für die unangenehmen Schweißattacken sind und wie man sie behandeln kann.

Was ist Nachtschweiß?

Unter Nachtschweiß, den Experten als nächtliche Hyperhidrose bezeichnen, versteht man starkes Schwitzen im Schlaf, das nicht auf äußere Einflüsse (wie zum Beispiel eine heiße Sommernacht) zurückzuführen ist.

Ein leichtes Gefühl von Hitze zu verspüren oder einfach etwas verschwitzt zu sein, gilt nicht als Nachtschweiß. „Oft geben die Patienten an, schweißgebadet aufzuwachen”, sagt Dr. Joseph Ojile (MD), Gründer und CEO des Clayton Sleep Institute in St. Louis, Missouri. „Sie müssen dann mitten in der Nacht aufstehen und sich umziehen und mitunter sogar die Bettwäsche wechseln.“

Nächtliches Schwitzen kommt relativ häufig vor und kann sowohl Männer als auch Frauen betreffen. Einer Studie der University of Oklahoma zufolge berichteten 41 Prozent der Menschen ihren Hausärzten von nächtlichen Schwitzattacken. Nachtschweiß ist nicht nur unangenehm, sondern führt auch zu Schlafstörungen, die sich wiederum nachteilig auf die Gesundheit auswirken können. Sie können dafür verantwortlich sein, dass du reizbarer, gestresster und ängstlicher bist als sonst, und sie erhöhen das Risiko für Bluthochdruck, Herzerkrankungen und Typ-2-Diabetes.

Welche Ursachen hat Nachtschweiß?

Für das nächtliche Schwitzen gibt es viele verschiedene Gründe. Manche Ursachen (so zum Beispiel hormonelle Veränderungen) sind geschlechtsspezifisch, während andere – wie die acht nachstehend aufgeführten – beide Geschlechter betreffen können.

1. Medikamente

„Nachtschweiß ist eine Nebenwirkung vieler verschreibungspflichtiger Medikamente“, hält Dr. Ojile fest. So können bestimmte Blutdruckmedikamente, empfängnisverhütende Mittel oder auch Arzneimittel für Atemwegserkrankungen nächtliches Schwitzen auslösen.

Einer in der Fachzeitschrift Annals of Clinical Psychiatry veröffentlichten Studie zufolge leiden 5 bis 14 Prozent der Menschen, die Antidepressiva einnehmen, an nächtlicher Hyperhidrose. Wenn du also regelmäßig verschreibungspflichtige Medikamente nimmst und nachts übermäßig schwitzt, könnte ein Zusammenhang bestehen.

2. Schlafapnoe

Die Hälfte der Menschen, die von Schlafapnoe betroffen sind – einer Krankheit, bei der die Atmung während des Schlafs für einige Sekunden aussetzt – leidet unter Nachtschweiß. „Wenn die Atmung aussetzt, werden im Rahmen der Kampf-oder-Flucht-Reaktion bestimmte Hormone ausgeschüttet, die eine verstärkte Transpiration auslösen“, erklärt Dr. Ojile.

Eine Schlafapnoe kann zwar bei jedem auftreten, doch die Wahrscheinlichkeit ist bei Männern etwa doppelt so hoch wie bei Frauen.

3. Säurereflux

Bei der gastroösophagealen Refluxkrankheit gelangt Magensäure in die Speiseröhre und führt – vor allem nachts – zu Sodbrennen und Schmerzen im Brustkorb. Menschen, die an dieser Krankheit leiden, haben mitunter Probleme mit Nachtschweiß. Das Schwitzen in der Nacht könnte Experten zufolge aber auch mit der Tatsache in Verbindung stehen, dass diese Patienten ebenfalls ein erhöhtes Risiko für Schlafapnoe haben.

4. Alkohol und Koffein

Alkohol erweitert die Blutgefäße in der Haut, sodass dir warm werden und die Hitze ins Gesicht steigen kann. Das könnte erklären, warum Menschen, die mehr Alkohol zu sich nehmen, offenbar eher zu Nachtschweiß neigen. Andere Studien legen eine Verbindung zwischen Koffeinkonsum und Hitzewallungen nahe, doch die hierzu vorliegenden Ergebnisse ergeben ein unterschiedliches Bild.

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5. Angstzustände

Wenn du vor einem Date oder einer Präsentation im Rahmen deiner Arbeit schon einmal richtig nervös warst, dann weißt du auch, dass man bei Angstzuständen häufig schwitzt. Und das ist nicht nur am Tage so, wenn du wach bist: Bei Menschen, die unter Panikstörungen leiden, ist die Wahrscheinlichkeit für nächtliches Schwitzen wesentlich höher.

6. Schilddrüsenüberfunktion

Wenn die Schilddrüse überaktiv ist (Hyperthyreose), stellt sie zu viele Schilddrüsenhormone her, und das kurbelt den Stoffwechsel an. Die Folge ist eine schnelle Überhitzung und verstärktes Schwitzen rund um die Uhr.

7. Nächtliche Unterzuckerung

Menschen mit Diabetes sind – vor allem, wenn ihr Diabetes mit Insulin behandelt wird – anfällig für Unterzuckerung (Hypoglykämie). Transpiration ist ein Anzeichen dafür, dass der Blutzucker zu stark gesunken ist und durch Nahrungsaufnahme oder Flüssigkeitszufuhr wieder auf ein normales Niveau gebracht werden muss.

Nächtliche Hypoglykämie (also eine Unterzuckerung im Schlaf) kann gefährlich sein. Wenn du Diabetes hast und unter Nachtschweiß leidest, solltest du umgehend mit deinem Arzt darüber sprechen.

8. Infektionen oder Erkrankungen

In manchen Fällen kann Nachtschweiß auch durch Infektionen wie Tuberkulose oder Erkrankungen wie Lymphome verursacht werden. „Das ist kein Grund zur Angst, aber wenn du unter nächtlichen Schweißausbrüchen leidest, sollte dein Arzt darüber informiert sein“, rät Dr. Ojile.

Unterschiede zwischen Männern und Frauen

Nachtschweiß bei Männern

Wenn Männer nachts extrem stark schwitzen, ist wahrscheinlich eine der oben genannten Ursachen dafür verantwortlich.

Bei manchen Männern mittleren Alters fällt aber auch der Testosteronspiegel deutlich ab, und das erhöht die Wahrscheinlichkeit für Schwitzen in der Nacht. Es gibt jedoch noch keine abschließenden Forschungsergebnisse, die eine Verbindung zwischen einem Absinken der Testosteronwerte und Nachtschweiß nachweisen.

Nachtschweiß bei Frauen

Viele Frauen klagen während der Prämenopause, der Wechseljahre oder der Schwangerschaft über exzessives Schwitzen in der Nacht. Wir geben Aufschluss über mögliche Gründe für die nächtlichen Schweißausbrüche in diesen Lebensphasen:

Prämenopause und Wechseljahre

Bei Frauen, die allmählich in die Wechseljahre kommen (Prämenopause) oder seit einem Jahr keine Monatsblutung mehr hatten (Menopause), tritt Nachtschweiß in erster Linie in Form von Hitzewallungen im Schlaf auf. Davon sind ganze 75 Prozent der Frauen in diesen Lebensabschnitten betroffen. Experten wissen nicht genau, warum es zu hormonbedingten Hitzewallungen und nächtlichen Schweißausbrüchen kommt - möglich ist, dass der Rückgang der Östrogenproduktion zu hochempfindlichen Reaktionen des Hypothalamus (des Teils im Gehirn, der die Körpertemperatur kontrolliert) führt.

Hier kannst du mehr über typische Symptome in den Wechseljahren erfahren.

Schwangerschaft

Bis zu einem Drittel der werdenden Mütter leidet unter Nachtschweiß, und viele Frauen klagen auch in der Wochenbettperiode noch darüber. Möglicherweise ist das Problem auf Hormonschwankungen zurückzuführen, die sich darauf auswirken können, wie der Körper seine Temperatur regelt. Eine andere mögliche Ursache ist Schlafapnoe. „Bei schwangeren Frauen können die Gewichtszunahme, die Beschleunigung des Stoffwechsels oder die Bewegungen des größer werdenden Babys im Mutterleib mitunter zu kurzen Atemaussetzern führen“, führt Dr. Ojile aus.

Was tun bei Nachtschweiß?

Schwitzen in der Nacht kann verringert oder verhindert werden, wenn die zugrunde liegende Ursache behandelt wird. Manchmal genügt eine kleine Umstellung der Lebensweise, die jeder für sich selbst ausprobieren kann, während in anderen Fällen eine ärztlich verordnete medizinische Behandlung erforderlich ist.

1. Ernährung und Veränderung der Lebensweise

Sorge für ein kühles Schlafzimmer.

Nachtschweiß wird nicht durch hohe Temperaturen ausgelöst, aber es kann das Problem verschärfen, in einem zu warmen Schlafzimmer zu schlafen. „Eine deutliche Senkung der Raumtemperatur kann nächtlichen Schweißausbrüchen vorbeugen“, sagt Dr. Ojile. Und für mehr Komfort bei starkem Schwitzen sorgt Nachtwäsche aus feuchtigkeitsdurchlässigen Stoffen.

Halte ein gesundes Gewicht.

Übergewichtige Menschen sind anfälliger für nächtliche Schwitzattacken, was wahrscheinlich auf eine Schlafapnoe zurückzuführen ist. Forschungen haben ergeben, dass Übergewicht das Risiko für die nächtlichen Atemaussetzer deutlich erhöht. Jedoch kann eine Reduzierung des Körpergewichts um nur zehn Prozent bereits zu einer erheblichen Verbesserung beitragen.

Schränke den Genuss von Koffein, Alkohol und scharfem Essen ein.

Besonders am Abend empfiehlt es sich, Lebensmittel und Getränke zu vermeiden, die Nachtschweiß auslösen können.

Versuche es mal mit Soja.

Lebensmittel auf Sojabasis (wie Tofu oder Edamame) können Symptome der Wechseljahre lindern. Forschungsergebnissen zufolge leiden Frauen, die Nahrungsergänzungsmittel mit Soja-Isoflavonen einnehmen, weniger unter Nachtschweiß. Bevor du Nahrungsergänzungsmittel ausprobierst, solltest du dich jedoch grundsätzlich ärztlich beraten lassen.

2. Medizinische Behandlungen

Hormontherapie

Wenn deine nächtlichen Schweißausbrüche auf wechseljahrbedingte Veränderungen des Hormonhaushalts zurückzuführen sind, empfiehlt dein Arzt dir möglicherweise eine Hormontherapie mit verschreibungspflichtigem Östrogen und/oder Progesteron. Hormontherapien sind aber nicht für jeden geeignet, denn mitunter bringen sie ernstzunehmende Nebenwirkungen mit sich wie zum Beispiel ein erhöhtes Risiko für Brustkrebs, Schlaganfälle oder Blutgerinnsel. Dein Arzt kann dir dabei behilflich sein, die Vor- und Nachteile abzuwägen.

Gabapentin

Das verschreibungspflichtige Medikament wurde ursprünglich zur Behandlung von Krampfanfällen entwickelt, kann aber nachweislich auch bei Frauen in den Wechseljahren, die unter Hitzewallungen und Nachtschweiß leiden, für Erleichterung sorgen. Gabapentin ist eine wirksame Alternative für Frauen, die nicht auf eine Hormontherapie zurückgreifen möchten oder für die eine solche Therapie aufgrund von Vorerkrankungen wie Herz-Kreislauf-Beschwerden nicht in Frage kommt. Auch hier ist dein Arzt der richtige Ansprechpartner.

Akupunktur

Einer Metaanalyse mehrerer Studien zufolge treten Hitzewallungen bei Frauen, die mit Akupunktur behandelt werden, seltener auf und sind weniger stark.

CPAP-Masken oder Dentalschienen

Wenn der Nachtschweiß von einer Schlafapnoe ausgelöst wird, empfehlen Schlafspezialisten in der Regel eine dieser beiden Behandlungsmöglichkeiten. Bei einer CPAP-Therapie (CPAP steht für „Continuous Positive Airway Pressure“ und bedeutet einen kontinuierlichen Atemwegsüberdruck) wird während des Schlafs ein Gerät eingesetzt, das Luft in Mund und Nase pumpt, um die Atemwege offen zu halten. Eine maßgefertigte Zahnschiene hält den Unterkiefer in einer nach vorn verlagerten Position und sorgt so für eine Entspannung der Muskeln im hinteren Rachen.

Kognitive Verhaltenstherapie

Die kognitive Verhaltenstherapie ist eine bewährte Behandlungsmethode für Angst- und Panikstörungen und kann bei durch diese Erkrankungen verursachtem Nachtschweiß für Erleichterung sorgen. Eine Gesprächstherapie kann Frauen in den Wechseljahren zudem helfen, besser mit dem durch Hitzewallungen und nächtliche Schweißausbrüche verursachten Unbehagen umzugehen.

Blutzuckerkontrolle

Wird der Nachtschweiß durch nächtliche Unterzuckerung hervorgerufen, können Ärzte eine Änderung des Medikamentenplans vornehmen und/oder häufigere Blutzuckerkontrollen verordnen.