Die Wahrheit über rotes Fleisch
Bestimmt ist dir auch schon mal schon zu Ohren gekommen, dass rotes oder verarbeitetes Fleisch nicht unbedingt die beste Wahl ist, wenn es um gesunde Ernährung geht. Hinzu kommt, wovor Mediziner und Gesundheitsbehörden schon seit Langem warnen: Es scheint einen Zusammenhang zwischen einem hohen Verzehr dieser Lebensmittel und dem Risiko für Herzerkrankungen, einigen Krebsarten, Typ-2-Diabetes sowie der Gesamtmortalität zu geben.
Deswegen bereitet nun eine im Oktober 2019 durchgeführte und in der medizinischen Fachzeitschrift Annals of Internal Medicine veröffentlichte Studie allgemeines Kopfzerbrechen: Im Rahmen einer Metaanalyse vorliegender Studien, in denen die gesundheitlichen Auswirkungen von rotem und verarbeitetem Fleisch unter vier Millionen Menschen weltweit untersucht wurden, zog eine Gruppe von Wissenschaftlern folgende Schlussfolgerung: Ernährungsformen, die reich an diesen Lebensmitteln sind, könnten zwar mit negativen Einflüssen auf die Gesundheit in Verbindung stehen, doch solide Beweise für einen Kausalzusammenhang lägen nicht vor.
Vorweg: Was versteht man unter rotem oder verarbeitetem Fleisch?
- Zu rotem Fleisch zählen sämtliche Arten von Rind-, Schweine-, Lamm-, Kalb-, Ziegen- und Wildfleisch wie zum Beispiel Hirsch- oder Reh-, Bison- und Elchfleisch.
- Verarbeitete Fleischprodukte (wie Wurstwaren, Aufschnitt, Speck oder Dörrfleisch) sind Produkte, die durch Räuchern, Pökeln, Salzen und/oder die Zugabe chemischer Konservierungsstoffe haltbar gemacht werden.
Warum befassen sich die Experten mit den gesundheitlichen Auswirkungen dieser Lebensmittel?
Die Wissenschaftler stellten unter anderem Überlegungen zu der Art der Untersuchungen an, die Gesundheitsexperten weltweit dazu veranlasst haben, einen moderaten Konsum von rotem Fleisch zu empfehlen. Die vorliegenden Daten stammen nämlich überwiegend aus Beobachtungsstudien: Man betrachtet die Ernährungsweise der Menschen und versucht daraus zu schließen, ob die konsumierten Lebensmittel mit der Zeit möglicherweise das Krankheitsrisiko erhöhen.
Die zuverlässigsten Ergebnisse aber liefern experimentelle Forschungen. Dabei wird ein neuer Faktor (wie beispielsweise der Verzehr von x Gramm rotem Fleisch pro Woche) für eine bestimmte Gruppe von Menschen eingeführt. Die daraus resultierenden Ergebnisse werden dann verglichen mit denen einer Kontrollgruppe oder einer ähnlichen Gruppe von Menschen, die nicht Teil des Experiments waren. Nur dieser letztgenannte Ansatz kann Kausalzusammenhänge ans Licht bringen und Wissenschaftlern ermöglichen, nahezu zweifelsfrei zu ermitteln, ob eine bestimmte Variable zu einem spezifischen Ergebnis führt, um daraufhin Empfehlungen auszusprechen und beispielsweise zu raten, vor der Wahl zwischen einem Veggie-Burger und einem Burger mit Rindfleisch gut zu überlegen.
Nun ist es aber praktisch unmöglich und zudem unmoralisch, experimentelle Untersuchungen durchzuführen, um nachzuweisen, dass der hohe Verzehr eines bestimmten Lebensmittels unmittelbare Gesundheitsschäden nach sich zieht (wer würde schon an einer solchen Untersuchung teilnehmen wollen?).
Und: Wenn du dich unlängst in der Tiefkühlabteilung deines Supermarktes umgesehen hast, wirst du festgestellt haben, dass es bei den Veggie-Burgern mittlerweile eine große Vielfalt an Inhaltsstoffen gibt. Das erschwert den Nährwertvergleich zwischen Fleisch und Fleischalternativen ungemein.
Die neuen Forschungsergebnisse richtig verstehen
Mit Sicherheit wissen wir Folgendes: Ernährungsweisen mit einem hohen Anteil gesättigter Fettsäuren, die häufig in rotem und verarbeitetem Fleisch enthalten sind, können nachweislich die Werte des „schlechten“ Cholesterins in die Höhe treiben. Das wiederum kann das Risiko für eine koronare Herzkrankheit erhöhen. Zudem weisen wissenschaftliche Erkenntnisse darauf hin, dass Ernährungsweisen, die weniger rotes und verarbeitetes Fleisch beinhalten, das Risiko für bestimmte Krebsarten und Diabetes Typ 2 verringern.
Und: Der Verzehr von Lebensmitteln mit einem hohen Fettanteil führt zu einer insgesamt höheren Kalorienzufuhr, was deine Abnehmpläne durchkreuzen kann.
Auch wissen wir, dass Ernährungsweisen und Risikofaktoren individuell verschieden sind. Was bedeutet das genau? Die Qualität deiner Ernährung hängt weitgehend von der Summe ihrer einzelnen Bestandteile ab und nicht von einzelnen Lebensmitteln. Zudem können die Auswirkungen auf den Körper – je nach gesundheitlichen Problemen, persönlichen Bedürfnissen und den Lebensmitteln, die über längere Zeiträume hinweg regelmäßig konsumiert werden – unterschiedlich ausfallen.
Die jüngsten Forschungsergebnisse ändern nichts an diesen Tatsachen. Sie bekräftigen lediglich, was wir bereits wissen, nämlich dass wissenschaftliche Studien ihre Grenzen haben und die Untersuchung von Ernährungsweisen kompliziert ist: Es ist schwierig, die langfristigen Folgen jedes einzelnen Ernährungsbestandteils zu beurteilen. Das liegt zum Teil daran, dass man hierfür Testpersonen bräuchte, die sich an eine genau vorgeschriebene Ernährungsweise halten, und das ist in der Realität kaum vorstellbar.
Auf jeden Fall ist es so:
Wenn du weniger rotes und verarbeitetes Fleisch zu dir nimmst und es zum Beispiel durch mageres Eiweiß aus Geflügel, Meeresfrüchten, Eiern oder pflanzlichen Lebensmitteln (wie Linsen oder Kichererbsen) ersetzt, könnte diese Umstellung dir gesundheitlich insofern zugutekommen, als du dadurch automatisch auch weniger gesättigte Fettsäuren und Natrium konsumierst, und das ist für die Gesundheit insgesamt besser.
Aber zurück zum Thema Fleisch: Ist es jetzt wieder erlaubt?
Fleisch war nie wirklich verboten, und das aus gutem Grund: Was für deine Gesundheit und Gewichtskontrolle auf lange Sicht eine Rolle spielt, sind die Lebensmittel, die du im Laufe der Zeit am häufigsten auswählst. Deswegen verbietet WW grundsätzlich keine Lebensmittel. Einzelne Lebensmittel sind niemals einfach nur gut oder schlecht, gesund oder ungesund – es geht um die Entwicklung gesunder Gewohnheiten, die sich nachhaltig auf deine Essgewohnheiten auswirken.
Ist dein Konsum von rotem oder verarbeitetem Fleisch ein Grund zur Sorge?
Obwohl die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt, den Verzehr von gesättigten Fettsäuren auf 7 bis 10 Prozent der gesamten Kalorienzufuhr zu beschränken, macht die DGE keine präzisen Angaben bezüglich eines unbedenklichen Niveaus und empfiehlt Erwachsenen: „Wenn Sie Fleisch essen, dann nicht mehr als 300 bis 600 g pro Woche.“ Nun ist es aber so, dass Maßhalten sehr subjektiv ist. Beispielsweise verzehrt ein Mensch, der seinen zuvor täglichen Speck-Konsum auf drei Mal pro Woche reduziert hat, im Vergleich zu jemandem, der weniger Speck zu sich nimmt, immer noch recht viel davon.
Bevor du dir nun den Kopf darüber zerbrichst, wie du deine Essgewohnheiten an das nur schwer fassbare Ziel eines „moderaten Konsums“ anpassen kannst, solltest du Folgendes berücksichtigen: Es kann für deine Gesundheit viel besser sein, dich auf diejenigen Lebensmittelgruppen zu konzentrieren, von denen du nicht genug verzehrst – wie Vollkornprodukte, Nüsse oder Obst –, anstatt dir in erster Linie Gedanken um die Lebensmittel zu machen, die bereits Teil deiner Ernährung sind. Zu diesem Ergebnis kommt eine vor Kurzem durchgeführte und in der medizinischen Fachzeitschrift Lancet veröffentlichte Metaanalyse.
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Fazit
Da das PersonalPoints™ System bereits Kalorien, gesättigte Fettsäuren, Zucker und Eiweiß berücksichtigt – und damit ansonsten komplexe Nährwertangaben vereinfacht –, brauchst du deine Lebensmittelliste nicht jedes Mal, wenn eine neue Studie auftaucht, umzuschreiben. Wenn du mehr magere eiweißhaltige Lebensmittel wie mageres Hähnchenfleisch, Putenbrust, Eier, Fisch und Meeresfrüchte auf den Speiseplan setzt, kann dir das dabei helfen, deinen Konsum von rotem und verarbeitetem Fleisch zu reduzieren – sollte das dein Ziel sein.
Ansonsten wirst du aber auch ganz automatisch gesündere Ernährungsgewohnheiten entwickeln, wenn du dein persönliches PersonalPoints Budget einhältst und deine individuellen ZeroPoint® Lebensmittel optimal einsetzt.
Wie immer wird WW neue wissenschaftliche Entwicklungen und Ernährungstrends im Auge behalten. Geht es aber darum, Empfehlungen auszusprechen, dann berücksichtigen wir die gesamten wissenschaftlichen Ergebnisse zu einem bestimmten Thema und stützen uns nicht nur auf eine einzelne Studie.