Diabetes und Alkohol – das solltest du wissen
Ob mit Freunden, zum Feiern oder einfach mal gemütlich zum Ausklang des Tages: Wer trinkt nicht gern hin und wieder ein Glas Rotwein oder ein erfrischend kühles Bier? Wenn du Diabetes hast, musst du auf Alkohol keinesfalls verzichten, solltest aber ein paar wichtige Dinge im Hinterkopf behalten.
Warum senkt Alkohol den Blutzucker?
Hierzu sollten wir uns erst einmal die Funktion der Leber genauer anschauen. Dieses Organ dient unter anderem als Glyokogenspeicher – es speichert Glukose in Form von Glykogen. Fällt der Blutzuckerspiegel ab, gibt die Leber Glukose frei – der Blutzuckerspiegel steigt wieder an. So werden Gehirn und Muskeln ständig mit Energie – in Form von Glukose – versorgt.
Wird Alkohol getrunken, ist die Leber erst einmal damit beschäftigt, den Alkohol abzubauen. Die Zuckerfreisetzung wird heruntergefahren. Ein sinkender Blutzuckerspiegel kann jetzt nicht mehr so schnell ausgeglichen werden und es kann anschließend zu einer Unterzuckerung (Hypoglykämie) kommen – auch noch viele Stunden danach. Vor allem für Menschen mit Typ-1-Diabetes, die Insulin spritzen, aber auch für Menschen mit Typ-2-Diabetes, die z.B. blutzuckersenkende Medikamente nehmen, kann eine Hypoglykämie gefährlich werden.
Ein weiterer nicht zu unterschätzender Effekt des Alkohols für Menschen mit Diabetes ist: Im Rausch nimmt der Betroffene eine Unterzuckerung nur vermindert wahr und kann möglicherweise nicht angemessen auf die Situation reagieren.
Übrigens: Bei etwa jeder 5. schweren Hypoglykämie, die zu einer Krankenhauseinweisung führt, ist die Ursache Alkoholkonsum.1
Ich habe Diabetes – wie viel Alkohol ist okay?
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) sieht allgemein eine Menge von 20 g Alkohol für Männer bzw. 10 g für Frauen pro Tag als gesundheitlich verträglich an.2 An dieser Menge können sich auch Menschen mit Diabetes orientieren.
Aber Achtung: Die Angabe sollte nicht als Aufforderung verstanden werden, jeden Tag Alkohol zu trinken.
Ist ein Glas Wein gut für die Gesundheit?
Ein Gläschen in Ehren … Vor allem Rotwein wird aufgrund der darin enthaltenen sekundären Pflanzenstoffe eine gesunde Wirkung nachgesagt. So gibt es einige Studien, die zeigen, dass ein moderater Alkoholkonsum einen risikosenkenden Effekt auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben oder auch die Blutzuckerwerte bei Diabetes verbessern kann.2, 3 Trotzdem wird von einem Alkoholkonsum zum Schutz vor Herzinfarkt abgeraten, da die negativen Wirkungen im Vergleich zu den positiven Effekten überwiegen!3
Denn wer regelmäßig Alkohol trinkt, kann damit seine Muskelleistung beeinträchtigen und Nerven und Organe wie Leber und Bauchspeicheldrüse schädigen. Außerdem begünstigt regelmäßiger Alkoholkonsum die Entstehung von Übergewicht sowie psychische Störungen und Krebskrankheiten.2 In Bezug auf das Suchtpotenzial und den Zusammenhang zwischen Alkoholkonsum und bestimmten Krebserkrankungen kann keine regelmäßige Alkoholmenge als gesundheitlich unbedenklich bezeichnet werden.
Alkohol ist und bleibt ein Genussmittel. Egal, ob du Diabetes hast oder nicht – genieße Bier, Wein und Co. in Maßen und ganz bewusst.
Übrigens: Fachgesellschaften empfehlen, am besten komplett auf alkoholische Getränke zu verzichten, wenn du bereits diabetische Nervenschädigungen oder Schäden an Bauchspeicheldrüse oder Leber hast.4
Ich habe Diabetes – trinke ich besser Wein oder Bier?
Das lässt sich so pauschal nicht sagen. Denn wie stark und wie schnell sich unterschiedliche alkoholische Getränke auf den Blutzuckerspiegel auswirken, kann individuell ganz unterschiedlich sein. Wenn du unsicher bist, besprich dies am besten mit deinem Arzt oder Diabetologen. Er kann auch am besten beurteilen, ob es sinnvoll ist, evtl. die Insulindosis anzupassen, und wie oft du deinen Blutzucker kontrollieren solltest.
So viel steckt drin!
Energie, Kohlenhydrat- und Alkoholgehalt in Getränken
Energiegehalt (in kcal) pro 100 ml | Kohlenhydratgehalt (in g) pro 100 ml | Alkoholgehalt (in g) pro 100 ml | |
---|---|---|---|
Bier (4,8 Vol.-%) | 42 | 4,0 | 3 |
Bier, alkoholfrei | 25 | 0,3 | 5 |
Bier mit Limo (2,5 Vol.-%) | 34 | 2,0 | 5 |
Gin (40 Vol.-%) | 224 | 32 | 0 |
Glühwein | 110 | 7,2 | 15 |
Rotwein, leicht (11,5 Vol.-%) | 72 | 9,2 | 2 |
Rotwein, schwer (13 Vol.-%) | 85 | 10,4 | 3 |
Rum | 302 | 43,2 | 0 |
Sekt, süß (10 Vol.-%) | 78 | 8,0 | 5 |
Sekt, trocken (12,5 Vol.-%) | 90 | 10 | 5 |
Weißwein, lieblich (10 Vol.-%) | 82 | 8,0 | 6 |
Weißwein, trocken (13 Vol.-%) | 77 | 10,4 | In Spuren |
Glykämischer Index von alkoholischen Getränken
Der glykämische Index (GI) beschreibt, wie stark ein kohlenhydrathaltiges Lebensmittel auf den Blutzuckerspiegel wirkt.
Je größer der GI, desto stärker steigt der Blutzuckerspiegel an.
Als Referenzwert für den GI wurde der Anstieg der Blutzuckerkonzentration nach dem Verzehr von 50 g Glukose (Traubenzucker) auf 100 festgelegt. Um den GI für alkoholische Getränke bestimmen zu können, müssten zum Teil erhebliche Mengen getrunken werden, um auf die 50 g Kohlenhydrate zu kommen. Daher gibt es kaum verlässliche Daten dazu. Neben dem Kohlenhydratgehalt ist aber auch der Gehalt an Alkohol in den Getränken entscheidend, da der Alkohol den Blutzucker senkt. Wie viel in den verschiedenen Getränken steckt, siehst du in der Tabelle (oben).
Tipps zum Umgang mit Alkohol bei Diabetes
- Um eine Unterzuckerung zu vermeiden, empfehlen Fachgesellschaften, Alkohol mit einer kohlenhydratreichen Mahlzeit zu kombinieren oder zumindest zu den alkoholischen Getränken etwas zu knabbern.5
- Außerdem sollte der Blutzuckerspiegel engmaschiger überprüft werden, um schneller auf Blutzuckerschwankungen reagieren zu können.
- Für den Notfall sollte immer ein Stück Traubenzucker oder ein zuckerhaltiges Getränk griffbereit sein.
- Wer auf einer feuchtfröhlichen Feier viel tanzt oder vorher sportlich aktiv war, sollte ganz besonders aufpassen – durch Bewegung und Sport ist das Risiko einer Unterzuckerung noch größer.
- Einige alkoholische Getränke können den Blutzuckerspiegel kurzfristig auch stark erhöhen. Dazu zählen z.B. Cocktails und Liköre, die besonders viel Zucker enthalten. Weniger Zucker steckt dagegen in Bier oder trockenem Wein.
Übrigens: Alkohol liefert viel Energie. Das sollten vor allem diejenigen berücksichtigen, die aufgrund ihres Diabetes abnehmen möchten.
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Diabetes durch zu viel Alkohol?
Ja, Alkohol kann tatsächlich das Risiko, an Diabetes zu erkranken, erhöhen.3 Zum einen ist Alkohol ein Zellgift und ein starker Alkoholkonsum kann zu einer Entzündung der Bauchspeicheldrüse (Organ, in dem das Insulin produziert wird) führen. Das kann die Entstehung eines Typ-2-Diabetes begünstigen. Außerdem liefern alkoholische Getränke reichlich Energie und können eine Gewichtszunahme begünstigen. Und Übergewicht und Adipositas sind die Hauptrisikofaktoren für Typ-2-Diabetes.
Mehr zu den Risikofaktoren für Diabetes liest du hier.