Alkaline-Diät: Eine wissenschaftliche Betrachtung
Kann man die eigene Körperzusammensetzung verändern, die Gesundheit radikal verbessern und abnehmen, indem man ganz einfach den körpereigenen Säurehaushalt mithilfe von Lebensmitteln reguliert? Genau das verspricht die Alkaline-Diät.
Dieser Ernährungsansatz, auch bekannt als A-Line-Diät, alkalische Aschediät oder alkalische Säurediät, tauchte erstmals im Jahr 2002 mit der Veröffentlichung des Bestsellers „The pH Miracle: Balance Your Diet, Reclaim Your Health“ auf. In diesem Ratgeber versichert Co-Autor Robert O. Young, selbsternannter Heilpraktiker und wissenschaftlicher Forscher, er habe eine „neue Biologie“ entdeckt, die es den Menschen ermögliche, abzunehmen und Krankheiten vorzubeugen, indem sie den Säuregehalt des Blutes mithilfe der Ernährung kontrollierten.
In den letzten Jahren ist Young jedoch als Gesundheitsexperte in Verruf geraten. Nach einem dreijährigen strafrechtlichen Ermittlungsverfahren wurde er 2016 in zwei Fällen für schuldig befunden, ohne Approbation als Mediziner praktiziert zu haben. Zudem bekannte er sich zweier weiterer Straftaten schuldig und verbüsste 2017 schliesslich eine Freiheitsstrafe. Vor Gericht gab Young zu, keinerlei wissenschaftliche oder medizinische Ausbildung zu besitzen.
Trotzdem gibt es Anhänger der von ihm angepriesenen Diät. Verfechter der Alkaline-Diät vermeiden Lebensmittel, von denen sie annehmen, sie würden im Körper Säure erzeugen, wie beispielsweise Fleisch oder zuckerhaltige Snacks. Stattdessen setzt dieser Diätansatz auf „basenfördernde“ Lebensmittel wie frische Früchte und Gemüse.
Dahinter steht der Gedanke, eine solche Ernährung halte den pH-Wert des Blutes in einem gesunden Bereich, was Verschleisserscheinungen des Körpers vorbeuge und das Risiko für bestimmte Krankheiten wie zum Beispiel Osteoporose oder Krebs verringere. Ein weiteres weit verbreitetes Versprechen ist eine einfache Gewichtskontrolle.
Bislang hat die Alkaline-Hypothese der wissenschaftlichen Prüfung jedoch nicht standhalten können. „Es gibt wirklich keine Anhaltspunkte, die diesen Ansatz untermauern könnten“, bestätigt die anerkannte Ernährungsberaterin Sandie Hunter, Leiterin des Bereichs Klinische Ernährung im Northwestern Medicine Delnor Hospital in Geneva, Illinois.
„Die Alkaline-Diät mag zwar förderlich für eine Gewichtsabnahme sein, weil sie mit Einschränkungen verbunden ist, aber die Alkaline-Theorie selbst ist dafür nicht ausschlaggebend.“ Dasselbe gelte für die Reduzierung des Risikos für Osteoporose oder Krebs. „Einige mit dieser Diät verbundene Aspekte mögen zwar dazu beitragen, bestimmte Krankheiten zu verhindern, aber es ist unwahrscheinlich, dass dies mit dem Säuregehalt im Blut in Verbindung steht.“
Immer noch neugierig? Im Folgenden erfährst du alles Wissenswerte über die Alkaline-Diät, welche Theorien hinter der Diät stecken, welche basenfördernden Lebensmittel in ihrem Rahmen erlaubt sind, von welchen säurebildenden sie abrät und ein genauer Blick auf die „bahnbrechenden“ Behauptungen.
Was ist die Alkaline-Diät?
Die Alkaline-Diät fusst auf einer Theorie, der zufolge ein niedriger pH-Wert des Körpers (Säure) der Gesundheit schaden kann, während ein hoher pH-Wert (Alkalität) sie schützen soll. In der Chemie wird der pH-Wert anhand einer Skala von 0 bis 14 angegeben, wobei 0 stark sauer und 14 stark alkalisch ist.
Befürworter der Alkaline-Diät vertreten die Auffassung, man könne mithilfe der Lebensmittel, die man zu sich nimmt, den pH-Wert des Blutes verändern und damit die einzelnen Körpersysteme beeinflussen. Es wird davon ausgegangen, dass im Körper ein als „Asche“ bezeichneter Rückstand zurückbleibt, wenn Nahrung aufgespalten und in Energie umgewandelt wird. Dieser Ascherückstand kann je nachdem, was du gegessen hast, entweder sauer oder alkalisch beziehungsweise basisch sein.
Der Alkaline-Theorie zufolge führt eine säurebildende Ernährung zu einem Entzündungszustand im Körper, der als geringfügige chronische metabolische Azidose bezeichnet wird. Zudem, so die Theorie, soll dadurch, dass der Körper ständig um eine Neutralisierung der pH-Werte bemüht ist, systemischer Stress entstehen. In der Folge sollen appetitregulierende Hormone gestört und Zellen mit weniger Sauerstoff und Nährstoffen versorgt werden, was den Körper anfällig für Krankheiten und eine Gewichtszunahme machen soll.
Demgegenüber, glauben die Anhänger der Diät, bilden „alkalisierende“ Lebensmittel keine saure Asche. So sollen angeblich der Körper entlastet und Entzündungen abgewehrt werden. Den Alkaline-Fans zufolge kann dies zu mehr Energie, einfacherer Gewichtsabnahme und einem verringerten Risiko für Krankheiten führen.
Erlaubte Lebensmittel bei der Alkaline-Diät
Wer eine Alkaline-Diät befolgt, soll 60-80 % der Kalorien durch basische Lebensmittel aufnehmen und die säurebildenden Lebensmittel auf 40 % der Kalorien beschränken. In der Regel beinhaltet dieser Plan 50-63 g Eiweiss pro Tag. Manche Alkaline-Diät-Anwender richten sich lieber nach einer etwas gröberen Faustregel: Von je zehn Lebensmitteln sollten sechs Gemüsesorten sein, zwei Früchte, eines eiweisshaltig und eines ein stärkehaltiges, basenbildendes Lebensmittel (wie zum Beispiel Süsskartoffel).
Gemäss der Alkaline-Theorie entspricht der Säuregehalt eines Lebensmittels nicht notwendigerweise der Säurebelastung im Körper. So wird im Ernährungsplan zu Zitrusfrüchten wie beispielsweise Orangen geraten, obwohl Orangen selbst sauer sind.
Im Allgemeinen werden im Rahmen einer Alkaline-Diät folgende Lebensmittel empfohlen:
- die meisten Früchtesorten
- die meisten Gemüsesorten
- einige Nüsse und Samen
- einige Hülsenfrüchte
- ungesüsste Kräutertees
Viele Befürworter der Alkaline-Diät sind auch der Meinung, Hahnenwasser sei säuernd und solle deshalb vermieden werden. In der Regel wird Alkaline-Anhängern stattdessen empfohlen, entweder abgefülltes Quellwasser zu trinken (das Spurenelemente enthält, die basenbildend sein sollen) oder kommerzielles alkalisches Wasser, das mit einem Ionisierungsprozess aufbereitet oder mit basischen Mineralstoffen wie Kalium oder Kalzium angereichert wurde, um den pH-Wert zu erhöhen.
Zu vermeidende Lebensmittel bei der Alkaline-Diät
Wie in der oben aufgeführten Übersicht angemerkt, sollen nach Meinung der Anhänger der Alkaline-Diät folgende Lebensmittel und Getränke eine schädliche Säurebildung im Körper fördern und deswegen nur in geringen Mengen verzehrt werden:
- Fleisch
- Geflügel
- Fisch
- Milchprodukte
- Eier
- die meisten Getreidesorten
- verarbeitete Lebensmittel
- raffinierter Zucker, inklusive des in Getränken enthaltenen Zuckers
- Alkohol
- Koffein
Wie die Wissenschaft zur Alkaline-Diät steht
Es liegen keine wissenschaftlichen Erkenntnisse vor, denen zufolge die Alkaline-Diät hält, was sie im Hinblick auf Krebserkrankungen, Osteoporose oder Gewichtsabnahme verspricht, zumindest nicht aus den von ihr angegebenen Gründen, so die Einschätzung unabhängiger Experten.
Laut Dr. James Simon (M.D.), Nephrologe an der Cleveland Clinic, erzeugen bestimmte Lebensmittel tatsächlich Säure, wenn sie im Laufe des Verdauungsprozesses aufgespalten werden. Ebenfalls richtig ist, dass der menschliche Körper leicht alkalisch ist: In der Regel liegt der Wert bei ungefähr 7,4 der bis 14 reichenden pH-Wert-Skala. Aber genau das ist der springende Punkt: Der pH-Wert des Blutes bleibt nämlich alkalisch, ganz gleich, was eine durchschnittliche Person zu sich nimmt. „Der Körper verfügt über verschiedene hocheffiziente und sich einander ergänzende Möglichkeiten, mit Säure umzugehen“, erklärt Dr. Simon.
Unter anderem finden diese Prozesse in den Nieren statt, die einen Teil der Säure über den Urin ausscheiden und einen anderen durch die Herstellung des Ions Bicarbonat entfernen. Bicarbonat bindet freie Wasserstoffionen, mit deren Hilfe in den Lungen Kohlendioxid erzeugt wird, das wir dann ausatmen. Auch die Leber spielt eine Rolle bei der Regulierung des Säurehaushalts.
In seltenen Fällen kann es vorkommen, dass die Konzentration an Säure im Körper zu hoch ist. Man bezeichnet diesen Zustand als metabolische Azidose. Sie kann als Komplikation von Diabetes, Nierenleiden oder anderen schweren Erkrankungen auftreten. „Mit anderen Worten: Wenn du ein gesunder Mensch bist und deine Nieren und Lungen normal funktionieren, dann hat die Ernährung keinen bedeutenden Einfluss auf die pH-Werte deines Körpers“, versichert Dr. Simon. Der pH-Wert im Blut wird also durch den Verzehr „säurebildender“ Lebensmittel nicht verringert, und ebenso wenig wird eine Ernährung nach der Alkaline-Diät ihn erhöhen.
„Und die sogenannte Asche – das vermeintliche Nebenprodukt der Verdauung – existiert schlichtweg nicht“, stellt Dr. Simon klar. Wenn der Körper die Nahrung aufgespalten und überschüssige Säure ausgeschieden hat, „bleiben keine Rückstände“, erklärt er. „Es ist nicht so, als hätten wir einen inneren Schornstein, in dem sich eine Art Russ absetzt.“
Anhänger der Alkaline-Diät versuchen häufig, den pH-Wert des Körpers durch Urintests mit Lackmuspapier zu bestimmen. „Aber die im Urin enthaltene Säure gibt keinen Aufschluss darüber, wie viel Säure im Blut oder sonst irgendwo im Körper vorhanden ist“, sagt Internist Dr. William Yancy (M.D.), Direktor des Duke Diet and Fitness Center in Durham, North Carolina. „Der Harn-pH-Wert kann nach dem Verzehr verschiedener Lebensmittel extrem schwanken und irgendwo zwischen 4,6 und 8,0 liegen“, stellt Dr. Yancy klar und fügt erläuternd hinzu: „Es kann auch mehr Säure im Urin vorhanden sein, wenn die Nieren gerade damit beschäftigt sind, sie zu entfernen.“
Auch nicht zu vergessen: Bestimmte Prozesse im Körper hängen von einer hohen Konzentration an Säure ab. „So muss zum Beispiel das Verdauungssystem äusserst sauer sein (mit einem pH-Wert von 1,35 bis 3,5), um die Nahrung aufspalten zu können“, merkt Sandie Hunter an.
Potenzielle gesundheitliche Vorteile der Alkaline-Diät
Wenn man bedenkt, dass gerade einmal 15 Prozent der Erwachsenen in der Schweiz die täglich empfohlene Menge an Früchten und Gemüse zu sich nehmen, besteht ein Vorteil der Alkaline-Diät darin, diese frischen Lebensmittel in den Vordergrund zu stellen.
Ein erhöhter Verzehr pflanzlicher Lebensmittel kann für wichtige zellschützende sekundäre Pflanzenstoffe und mindestens einen wesentlichen Mineralstoff sorgen, an dem es vielen Erwachsenen mangelt: Kalium, das dazu beiträgt, den Blutdruck zu regulieren und gesunde Zellfunktionen zu fördern.
„Bei Menschen, die normalerweise eher tierische Lebensmittel, zuckerhaltige Snacks oder andere Fertiglebensmittel bevorzugen, kann die Umstellung auf eine Alkaline-Diät zu einer Gewichtsabnahme führen, weil ein Kaloriendefizit geschaffen wird“, erklärt Hunter.
Potenzielle gesundheitliche Risiken und Schattenseiten der Alkaline-Diät
Unter den Experten, mit denen WeightWatchers® gesprochen hat, gibt die Alkaline-Diät Anlass zu einer Reihe von Bedenken.
Hier eine Liste der möglichen Nachteile:
- Die Alkaline-Diät kann zu Nährstoffmangel führen. Der Körper benötigt eine ausgewogene Ernährung, damit er sämtliche Nährstoffe für eine optimale Gesundheit erhält. Da im Rahmen der Alkaline-Diät der Verzehr wichtiger Lebensmittelgruppen – zum Beispiel Getreide, Milchprodukte und alle tierischen Eiweisse – eingeschränkt wird, könne es schwierig werden, eine ausgewogene Ernährung beizubehalten, warnt Hunter.
- Die Mahlzeiten erzeugen möglicherweise kein Zufriedenheitsgefühl. Da jede Menge Lebensmittel zu vermeiden sind, kann es sein, dass du die Alkaline-Diät weder als angenehm noch als zufriedenstellend empfindest, es sei denn, du bist an eine vegane Lebensweise gewöhnt (oder hast Spass daran). „Ich rate eher nicht zu stark einschränkenden Diäten, die auf lange Sicht schwierig einzuhalten sind“, sagt Hunter.
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- Bewegung wird ausser Acht gelassen. Sowohl Sandie Hunter als auch Dr. Yancy weisen darauf hin, dass körperliche Aktivität ein wichtiger Bestandteil eines gut umsetzbaren Gesundheits- und Abnehmplans ist. Im Rahmen der Alkaline-Diät gibt es keine Empfehlungen für Fitness und Bewegung.
- Die Diät kann ein falsches Gefühl der Sicherheit vermitteln. „Es gibt keine qualitativ hochwertigen Studien, mit denen die Versprechen untermauert würden, denen zufolge die Alkaline-Diät ernsthafte Erkrankungen abwenden kann“, stellt Dr. Yancy klar. Wenn die Menschen zu sehr auf die vorbeugenden Wirkungen der Diät vertrauen, übersehen sie möglicherweise frühe Warnzeichen einer Krankheit.
- Für Menschen, die an einer Nierenerkrankung leiden, ist die Diät unter Umständen nicht sicher. „Wer Harnsäure-Nierensteine oder eine chronische Nierenerkrankung hat, sollte lieber zweimal überlegen (und einen Arzt dazu befragen), ob eine Alkaline-Diät einen Versuch wert ist“, rät Dr. Simon. Grund dafür ist, dass zahlreiche alkalische Lebensmittel viel Kalium enthalten – einen Nährstoff, den die Nieren verarbeiten. „Sind die Nieren nicht voll funktionsfähig, kann eine erhöhte Kaliumzufuhr zu Komplikationen führen“, erklärt Dr. Simon.
Die Alkaline-Diät und Krebs
Zum gegenwärtigen Zeitpunkt gibt es keinerlei Beweise für die Theorie, eine Alkaline-Diät könne Krebs vorbeugen. Das Ergebnis eines 2016 in der Fachzeitschrift BMJ veröffentlichten Reviews lautete, dass die meisten Studien zu einem möglichen Zusammenhang wissenschaftlich kaum fundiert waren und die angeblich vorbeugenden Wirkungen der Diät weder beweisen noch widerlegen konnten.
Die meisten Forschungen zu Alkalität und Krebs – wie auch diese Studie, in deren Rahmen die Interaktion von Blasenkrebszellen und Krebsmedikamenten in verschiedenen pH-Wert-Umgebungen untersucht wurde – erfolgten im Reagenzglas und nicht am Menschen. Laut dem American Institute for Cancer Research lassen sich solche Ergebnisse nicht unbedingt auf die Komplexität des menschlichen Körpers übertragen.
Zudem zeigte die oben genannte Studie unterschiedliche Ergebnisse: Drei der sechs getesteten Medikamente töteten tatsächlich mehr Krebszellen in säurehaltigen Umgebungen ab, und eines reagierte auf den pH-Wert überhaupt nicht.
Die Alkaline-Diät und Osteoporose
Zu den grössten Versprechen der Diät zählt, dass die alkalische Ernährung Osteoporose vorbeugen soll, einer Krankheit, bei der die Knochen aufgrund von Gewebeverlusten brüchig und porös werden.
Vorab ein wenig Hintergrundwissen: „Die Gesundheit der Knochen kann in Mitleidenschaft gezogen werden, wenn eine ernsthafte Erkrankung wie zum Beispiel ein Nierenleiden zu einem erhöhten Säuregehalt im Blut führt. Diesen Zustand bezeichnet man als metabolische Azidose“, erklärt Dr. Simon. In solchen Fällen können die Knochen Bicarbonat in Form von Calciumcarbonat abgeben und so dazu beitragen, die im Blut enthaltene Säure zu puffern.
Zu beachten ist allerdings Folgendes: Zunächst einmal löst eine normale Ernährung bei gesunden Menschen keine metabolische Azidose aus. „Das ist ein Zustand, der nicht dem Normalfall entspricht und nicht durch die tägliche Aufnahme zusätzlicher Säure entsteht“, so Dr. Simon.
So ergab eine 2011 durchgeführte und im Nutrition Journal veröffentlichte systematische Übersicht und Metaanalyse von 55 Studien, dass es „keine Beweise für eine auf alkalischer Ernährung beruhende knochenschützende Wirkung gibt“.
Die Alkaline-Diät bietet zwar mit Früchten und Gemüse ein gewisses Mass an den knochenbildenden Mineralstoffen Kalzium und Phosphor, beschränkt jedoch den Verzehr von Fleisch und Milchprodukten, die für viele Menschen ein wichtiger Lieferant für diese beiden knochenstärkenden Nährstoffe sind. „Ausgerechnet einige von denjenigen Lebensmitteln, deren Verzehr im Rahmen dieser Diät beschränkt wird, könnten die Gesundheit der Knochen fördern“, sagt Hunter.
„Zudem sind auch körperliche Aktivitäten, bei denen das eigene Gewicht getragen wird (wie zum Beispiel Walken oder Training auf dem Crosstrainer) wichtig für starke Knochen. Im Rahmen der Alkaline-Diät wird aber auf Sport oder Bewegung nicht hingewiesen“, so Dr. Yancy.
Die Alkaline-Diät und Gewichtsabnahme
Zwar haben manche Diätanwender angegeben, mithilfe einer alkalisch ausgerichteten Ernährung abgenommen zu haben, aber die von WW befragten unabhängigen Experten stellen klar, dass diese Ergebnisse mit grosser Wahrscheinlichkeit keine Folge der veränderten pH-Werte des Blutes sind.
„Ich kann mir nicht vorstellen, wie das zur Gewichtsabnahme beitragen soll“, sagt Dr. Yancy und weist darauf hin, dass es seines Wissens auch keine klinischen Untersuchungen gebe, die einen solchen Zusammenhang nahelegten.
Dass bei dieser Diät auch die Pfunde purzeln, erklärt sich vielmehr so: Es werden deutlich weniger Kalorien aus süssen Snacks, Alkohol und verarbeiteten Lebensmitteln aufgenommen, weil auf kalorienarme Früchte und Gemüse umgestellt wird.
Dessen ungeachtet sind einige Anhänger der Alkaline-Diät überzeugt davon, dass ein übermässiger Verzehr säurebildender Lebensmittel zu einer erhöhten Konzentration des Stresshormons Cortisol führt, wenn der Körper damit beschäftigt ist, die pH-Werte zu neutralisieren. Sie nehmen an, dadurch würden die Hungerhormone und Insulinwerte durcheinandergebracht, was eine Gewichtszunahme begünstige.
Dr. Simon von der Cleveland Clinic bestreitet diese Theorie jedoch und betont, dass der Körper sich nicht im „Stresszustand“ befinde, wenn er auf säurebildende Nahrung reagiere.
Mehr zum Thema Cortisol
Einige andere Anwender der Alkaline-Diät sehen in der Gewichtsabnahme eher einen potenziellen Nebeneffekt als ein Hauptargument für diese Ernährungsweise.
Ähnlich wie beim Thema Knochengesundheit besteht hinsichtlich der Gewichtsabnahme ein Manko der Alkaline-Diät darin, dass sie das Thema körperliche Aktivität ausser Acht lässt. Forschungen zeigen aber, dass Bewegung ein wichtiger Aspekt für eine langfristige Gewichtskontrolle ist.
Fazit: Funktioniert die Alkaline-Diät?
Es gibt keine stichhaltigen Beweise dafür, dass die Alkaline-Diät die Gesundheit verbessern oder eine Gewichtsabnahme dadurch beschleunigen kann, dass die pH-Werte im Blut oder in anderen Bereichen des Körpers verändert werden. In denjenigen Fällen, bei denen die Diät zu einer Gewichtsabnahme führt, ist dies wahrscheinlich vielmehr auf die Reduzierung der Kalorienzufuhr zurückzuführen und nicht auf die Säurebelastung der Nahrung. Die Alkaline-Diät setzt zwar vor allem auf gesunde Früchte und Gemüse, beschränkt jedoch den Verzehr zahlreicher anderer Lebensmittelgruppen. Dadurch kann es schwierig werden, die Diät (und die mit ihr verbundene Gewichtsabnahme) beizubehalten beziehungsweise aufrechtzuerhalten. Die Alkaline-Diät lässt das Thema körperliche Aktivität, einen wichtigen Aspekt für eine gute Gesundheit, aussen vor.
Effizient ist ein Programm, wenn es nachhaltig ist, gesunde Essgewohnheiten fördert und das allgemeine Wohlbefinden berücksichtigt.